Am 13. und 14. Februar 2019 hat die nunmehr dritte Wertstoffhof 2020-Tagung in den mittlerweile vertrauten Räumlichkeiten des Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) in Augsburg stattgefunden. Schon die ersten drei Vorträge bauten exakt aufeinander auf und zeigten den Anspruch der Tagung und das damit verbundene Anliegen:
Neben einem Verweis auf weitere Projekte des Bayerischen Lebensministeriums stellte Ltd. MR Michael Richter die wesentlichen Ergebnisse der „Potentialabschätzung ausgewählter Abfallströme für die Vorbereitung zur Wiederverwendung (VZW)“ dar, das sich allein bei den Altgeräten in Bayern auf 26.730 Tonnen addiert. Dieser Wert und die der beiden anderen Stoffströme – den Freizeitgeräten und den Gebrauchtmöbeln – wurde der Ausarbeitung der gesellschaftlichen Bedeutung der VZW zu Grunde gelegt. Sicher etwas provokant standen dann den Entsorgungskosten von Altmöbeln von 20 Mio. EUR ein Vermarktungspotential von 200 Mio. EUR gegenüber. Das dies in der Höhe diskutiert wurde war klar.
Nicht jedoch, in welch klarer Form Matthias Fabian vom UBA in Dessau die rechtlichen Details dargelegt hatte, was zu beachten ist und welche Handlungsempfehlungen vom Gutachter des UBA dargelegt wurden.
Gar nicht so trocken waren dann die Ausführungen von Dr. Brüning, etwa welche Kantenlänge ein Staubsauger hat und in welche Kategorie und (nicht zu verwechseln) Gruppe er damit gehört, welches Stoffstrompotential (Prof. Franke et al) zu erschließen sei und wie sich in der Steiermark viele kleinere Altstoffsammelzentren zu einem Ressourcenzentrum zusammenfinden. So wie dort manche Öffnungszeiten in wenigen Stunden pro Jahr angegeben wurden, so zeigte die Diskussion, dass die ständig steigenden Sammlungsvorgaben der ear über die ursprünglichen Anforderungen an eine geteilten Produktverantwortung deutlich hinausgehen. Angesichts der Tatsache, dass es viele Wertstoffhöfe in Bayern gibt, „die noch nicht einmal eine Steckdose haben“, prallten hier Welten aneinander. Der wiederholte Verweis auf die durch die Kommunen angestrebte „Geteilten Produktverantwortung“ (LfU) konnte das Auditorium letztlich nicht zufriedenstellen.
In der Abendveranstaltung erweitere der Vortrag von Frau Professor Langenberg das sicher schon hohe Bewusstsein der Besucher zum „Wert der Dinge“ nochmals in eine andere Ebene und die Musik auf, im wahrsten Sinne des Wortes, Schrottinstrumenten half uns, die Erkenntnisse des Abends nachhaltig mit der anderen Gehirnhälfte zu verschalten und zu speichern.
Am zweiten Tag hieß es sich zunächst für einen der drei hoch interessanten parallelen Diskussionsblöcke zu entschieden. Auch wenn die meisten Besucher sich über neue Anforderungen an betriebliche Belange informieren wollten (mit großer Gegenwehr zum RAL Gütezeichen) und die Abwicklung des Zahlungsverkehrs am Wertstoffhof hochaktuell war und ist, fanden die Mitwirkenden die enorm dichte Diskussion mit Herrn Prof. Siechau, SRH und F.-X. Peteranderl, Präsident der Handwerkskammer enorm befruchtend. Umso mehr sich unter der Moderation von Dr. Kreibe, bifa Defizite aus der Sammlung von Baustellenabfällen gegebenenfalls mit Veränderungsprozessen am Wertstoffhofsystemen überschneiden und vielleicht sogar lösen lassen.
Deutungsgetreu berichteten die Rapporteure über Diskussion und Ergebnisse und ließen noch genügend Raum damit auch die Aussteller zu Wort kamen und ihre Produkte oder Dienstleistungen vorstellen konnten.
Den Abschluss der Tagung bildeten drei Vorträge zu aktuell betrieben oder gerade im Bau befindlichen Wertstoffhöfen. In allen drei wurde eine, man kann beinah sagen, Vision oder Ausblick auf einen „Wertstoffstoff der Zukunft“ oder wie es im Vortrag von Herrn Eichner und Herrn Dr. Boch hieß „Mehrwerthof“ gegeben, welche über den aktuellen Tellerrand weit hinaus angelegt sind.
Wie schon bei der ersten WSH 2020 Tagung ist es gelungen, den direkten Fachaustausch im Vordergrund zu halten und die Referate eher als Impulsgeber und Wegweiser für die sowohl spannenden wie auch mitunter recht hitzigen Diskussionen einzuordnen. Dank der wirklich fundierten Vorträge und der offenen Atmosphäre wurde dieses Angebot gerne angenommen.
In der Bildergalerie können Sie sich einige Impressionen von der Tagung anschauen.