Modellregion für Abfallwirtschaft in Tunesien
In dem Projekt, das Fraunhofer Umsicht Sulzbach-Rosenberg mit verschiedenen Partnern bearbeitet, soll unter anderem ein Wertstoffzentrum entstehen, in dem verschiedene werthaltige Abfallmaterialien z.B. Elektroaltgeräte (EAG) erfasst werden können.
Damit kann die „wilde“ Deponierung von Abfällen verringert werden. Zudem könnten Arbeitsplätze geschaffen und die aufbereiteten Rohstoffe vermarktet werden. Das Projekt wird durch den Freistaat Bayern über die Bayerische Staatskanzlei gefördert.
Die tunesische Regierung plant, die Abfallwirtschaft im Land zu verbessern. Neben den positiven Effekten für die Gesundheit der Bevölkerung, die Umwelt und den Tourismus, erhofft sich das Land neue Arbeitsplätze direkt in der Entsorgungs- und Recyclingwirtschaft, aber auch in angrenzenden Branchen wie dem Maschinenbau.
Strategien zur Abfallsammlung, -trennung, -behandlung und -verwertung
Zur Unterstützung der Pläne will Fraunhofer Umsicht gemeinsam mit Partnern die tunesischen Behörden durch die Entwicklung einer Modellregion unterstützen, für die Strategien zur Abfallsammlung, -trennung, -behandlung und -verwertung entwickelt werden. Zudem soll ein bilateraler Dialog zwischen tunesischen und europäischen Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik den dafür notwendigen Wissenstransfer sicherstellen. Auf tunesischer Seite sollen unter anderem die Handelskammer, Tourismusverbände, Hochschulen sowie der informelle Sektor, Gewerkschaften und Glaubensgemeinschaften in das Projekt eingebunden werden. Das Wissen über die unterschiedlichen Lösungsansätze zur Abfall- und Ressourcenwirtschaft in der Region wird über das WtERT Netzwerk gebündelt und zugänglich gemacht.
Hauptproblem: Entsorgungskosten
Ein Hauptproblem der tunesischen Abfallwirtschaft besteht in den Entsorgungskosten, die derzeit nur mit staatlicher Hilfe gedeckt werden können. In der Modellregion soll dieses Problem adressiert werden, indem werthaltige Stoffströme gesammelt und verwertet werden. Unter anderem bieten sich dazu Elektroaltgeräte aufgrund ihres Wertstoffpotenzials an. Für die gezielte Erfassung werthaltiger Abfälle planen die Projektpartner in der Modellregion ein Wertstoffzentrum. Die Mitarbeiter von Fraunhofer Umsicht werden zudem ein Umsetzungsprojekt konzipieren, in dem wirtschaftlich interessante Abfallstoffe wie z.B. EAG mittels einer von Fraunhofer entwickelten Recycling-Technologie (iCycle) behandelt und dabei wertvolle Rohstoffe zurückgewonnen werden können.
Verwertung von Abfällen schafft Arbeitsplätze
Durch die Aufbereitung von werthaltigen Abfällen vor Ort sollen Arbeitsplätze entstehen bei zusätzlicher lokaler Wertschöpfung durch den Verkauf der Rohstoffe. Umweltschädigungen durch Abfalldeponierung können direkt vermieden werden. Aufgrund der erwarteten positiven Effekte – z.B. aus der Erfassung und Verwertung von EAG – sollen zukünftig weitere Abfallströme in das Abfallverwertungssystem in der Modellregion einbezogen werden.
Neben der Erstellung der technischen Konzepte für das Wertstoffzentrum und Behandlungsanlage wird Fraunhofer Umsicht gemeinsam mit den Partnern im Projektverlauf Finanzierungsmöglichkeiten suchen, um das Umsetzungsprojekt zu ermöglichen. Für bayerische Unternehmen eröffnet das Projekt in diesem Zusammenhang Chancen für Investitionen und den Export von Umwelttechnologien.
Das Projektkonsortium besteht neben Fraunhofer Umsicht aus der WtERT Germany GmbH (Tochter GmbH der ia GmbH – Wissensmanagement und Ingenieurleistungen) sowie der em&s GmbH und wird durch das Bayerische Landesamt für Umwelt, Technologietransfer Wasser (TTW) unterstützt. Auf tunesischer Seite werden das Ministerium für Lokale Angelegenheiten und Umwelt (MINEAT) sowie die Agence Nationale de Gestion des Dechets (ANGed) als Projektpartner eingebunden.
Quelle: Fraunhofer Umsicht